Nachruf von Dr. Nguyễn Xuân Xanh
Übersetzung von den Editoren der Dien Dan Khai Phong
Als ich die Nachricht erhielt, dass Nguyen Ba am 21. März um 20:00 Uhr in der Stadt Hannover verstorben ist, habe ich mich hin und her gewälzt und an ihn gedacht, und es tat mir sehr sehr leid. Nguyen Ba ist ein ganz besonderer Mensch. Er war am 21. Dezember 1938 in Thua Thien Hue geboren. Er promovierte über Mathematik in Deutschland. Er ist ein „reiner“ Mensch, sowohl in seinem Privatleben als auch in seiner Liebe zum Heimatland Vietnam. Ich hatte die Gelegenheit, ihn wahrscheinlich ab 1968 kennen zu lernen, also vor mehr als einem halben Jahrhundert, während der Anfänge der Vietnamesischen Studentenbewegung in Deutschland. Von der Stadt Heidelberg fuhr ich oft mit einem alten Volkswagen 2000 – einem für die Aktivitäten der Studentenbewegung gekauften Auto – mehr als 300 km in die Göttinger Stadt, wo Quynh Que lebte, um mit den beiden über die Situation in Vietnam zu unterhalten. Daheim tobte der Krieg heftig. Das politische Bewußtsein über Vietnam war zu dieser Zeit nur bei einer kleinen Anzahl vietnamesischer Studenten aus dem Süden Vietnams tief verwurzelt, aber das war genug, um als “ketzerisch” und “beängstigend” bezeichnet zu werden, während die deutsche öffentliche Meinung mit lebhaften Seminaren und Demonstrationen gefüllt war – über Vietnam selbst.
Nguyen Ba ist viele Jahre vor mir nach Deutschland gekommen, er war “etabliert” und arbeitete im Institut für angewandte Mathematik der Universität Hannover. Er war immer sehr höflich, freundlich, einladend, freudestrahlend und äußerst bescheiden allen gegenüber. Er ist sehr streng mit sich selbst, sehr prinzipientreu, sehr moralisch, aber mit Freunden ist er sehr gesellig. Zu dieser Zeit gab es 3 Personen in seiner Familie: Außer ihm waren Ehefrau Eva und Tochter Huyen Tran. Später gab es zwei weitere Kinder, Chi Thanh und Tri Thien. Als wir seine Wohnung betraten, stellten wir schon fest, dass Ba’s Leben sehr einfach war. Das Haus hat keine besondere Dekoration, wie eine “arme” Familie, obwohl er doch wohlhabender leben konnte. Aber im Gegenzug, wie viel Geld er gespart hatte, hat er Vietnam beigesteuert. Jedes Jahr schickte er freiwillig ein paar Raten, und jedes Mal mehrere tausend DM, eine riesige Summe für die damalige Zeit, z.B das Gehalt eines Tutors an der Uni, wie ich damals an der Universität erhielt, betrug etwas mehr als 400 DM, was aber durchaus genug war, um ein “königliches” Studentenleben zu führen.
Das Land Vietnam liegt immer in seinem Herzen. Er ist ein sehr idealer Mensch, der für das Heimatland lebt, „jeder für alle“. Er diskutierte selten über Theorie, drückte seinen Patriotismus jedoch durch konkrete und praktische Aktionen aus. Ab 1971 zog ich in die Stadt Bielefeld, von dort fuhr ich über 100 km nach Hannover, um mich regelmäßig mit ihm und unseren Freunden in der Patriotischen Assoziation zu treffen, bis 1980 zog ich nach Berlin und verlor seither Kontakt mit Nguyen Ba. Jeder Mensch hat damals seine eigenen Sorgen. Dasselbe gilt für meine Brüder und Schwester in der Studentenbewegung. Es war eine Zeit des “stillen Kampfes”, keine Schüsse mehr oder Straßen-Demonstrationen, um sich orientieren zu können; jeder musste in dieser stillen Atmosphäre seine eigene Existenzweise finden. Die Assoziation ist nicht mehr eine warme aktive Heimat wie früher. Was die Studenten vor 1975 so hart aufgebaut hatten, wurde von der “hasserfüllte Revolution” im Land, um die Worte von Rosa Luxemburg zu gebrauchen, blass gemacht. Plötzlich, “wir alle sind Waisen ohne Heimatland”.
Aber ich weiß, dass Bruder Ba nach wie vor ein Patriot ist, auch wenn in seinem Herzen nicht mehr so starke feuerspeiende Winde wie früher wehen. Er war, wie viele in der Studentenbewegung, von der schlimmen Lage im Land enttäuscht.
Dies ist ein Foto von Nguyen Ba bei einem Antikriegsprotest, über den das Wochenmagazin Der Spiegel in einem Artikel am 28. Juli 1969 anlässlich der ersten Razzia gegen einige südvietnamesische Studenten veröffentlichte, was die deutsche Öffentlichkeit stark bewegte. Die Deutschen waren besorgt, dass diese “ketzerische” Studenten auch entführt und nach Saigon zurückgebracht werden könnten, wie zuvor einige koreanische Wissenschaftler und Studenten. Banner von Nguyen Ba: ” Hört auf, Vietnam zu bombardieren “.
Ich möchte eine Kerze für einen verstorbenen Freund anzünden, den ich immer bewundert habe und das Glück hatte, gemeinsam mit ihm einen langen Weg zu gehen. Ich bitte, breite frische Rosenknospen vor deinem Sarg aus, wie den Blumenweg, den dir dein geliebtes Land für deine große Liebe zur Heimatland hätte schenken sollen. Bruder Ba könnte nach 1975 viele bessere Beiträge leisten, wenn es die Situation zulässt, sowie für alle Brüder in der Bewegung. Er ist ein Mensch, der neue Entdeckungen in der Wissenschaft liebte, der gerne seinen Brüdern davon erzählte und sie immer auf das Land übertragen wollte. Das Feuer der Begeisterung erlosch fast nie in ihm.
Für Albert Einstein ist „die Unterscheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur eine hartnäckige Illusion“. Der Tod eines Menschen wird das Leben und die Gründe, sich daran zu erinnern, nicht auslöschen, wenn es ein lebenswertes und sinnvolles Leben ist. Nguyen Ba hat so ein Leben.
Ich möchte meine in Hannover lebenden Freunde bitten, mein Beileid an Eva, einer sanften liebevollen Frau, die ein sparsames Leben führte und seinen Idealen treu war, sowie den Kindern Huyen Tran, Chi Thanh und Tri Thien mein Beileid über den großen Verlust ihres vorbildlichen Vaters auszusprechen.
Aufrichtig,
Nguyễn Xuân Xanh
Ho-Chi-Minh-Stadt, 25. März 2022.
Quelle aus Vietnamesisch: Dien Dan Forum
DĐKP dankt Xanh für diesen Nachruf. Du hast unser Mitgefühl sehr tief berührend ausgedrückt.
Für Information über die Beerdigung bitte bei uns anfragen: diendankhaiphong@gmail.com